scharf im Winkel: die Rügnitzer Kleinbahnen

Also: ein in sich schlüssigeres Ganzes in 75cm, dabei eine vergangene (verklärte?) Schmalspurromantik und das bitteschön 'nah am Wasser gebaut'...


Ich wurde mit diesen Vorgaben weiter östlich fündig, in der 'Zone', wie man damals hierzulande zu sagen pflegte. Die Rügnitz ist ein mittlerweile nahezu vergessenes Fleckchen im äußersten Nordosten der Republik. Kaum ein Tourist, der sich hierhin verirrte, und unter Eisenbahnfreunden nach der frühzeitigen 'Angebotsumstellung' Anfang der 70er Jahre auch vollständig aus dem kollektiven Gedächtnis entschwunden - nur nicht bei mir!

 
Reizvoll war die Mischung von traditionell Lenzschen Fahrzeugen und anderen in der Republik zusammengetragenen, schließlich sollten die Werktätigen aller Länder gemeinsam am Aufbau des Sozialismus wirken! Um Missverständnissen vorzubeugen: ein Leben in der Diktatur des Proletariats mochte und mag ich mir nicht vorstellen, so sehr links schlägt mein Herz nun auch nicht.

 

Aber wo sonst musste die Kleinbahn der 60iger, 70iger Jahren noch so unermüdlich ihren Dienst für die Bevölkerung tun? Und sie tat es unter widrigen Umständen dank des Engagements etlicher Frauen und Männer der Reichsbahn bis zuletzt, als ihnen blühende Landschaften in Aussicht gestellt wurde.

Und so stellte sich das Schmalspurnetz der Rügnitz dar: die Bahnbauer führten die Strecke kühn mittels einer Drehbrücke über den Bodden, die einzig bedeutsame Fischerei- und Handelsstadt Garz musste auf jeden Fall angeschlossen werden und die südliche Route um den kleinen Bodden wäre durch die steigungsreichen Rügnitzer Berge auch nicht einfacher zu trassieren gewesen.

 

'Berge' muss hier aber eher pommersch verstanden werden; auch die Verballhornung zur 'Rügnitzer Schweiz' kann nicht darüber wegtäuschen, dass es sich um eher harmlose Geröllanhäufungen der letzten Eiszeit handelt.

 

Die Strecke ging weiter bis nach Posnitz, das nach der Katastrophe des letzten Weltkriegs dem Nachbarn zugeschlagen wurde und seitdem Posnice heißt.

 

Merkwürdig ist die Stichstrecke nach Trentow und Neuenhagen angelegt; eine ursprüngliche direkte Gleisverbindung nach Garz wurde nach '45 nicht mehr wieder aufgebaut, warum lässt sich heute nicht mehr sicher klären. So mussten die wenigen durchgehenden Züge nach Trentow in Altewiek Kopf machen.

 

Dies ist nicht der einzige Grund, warum die DR noch lange diesen an sich eher unbedeutenden Ort bediente. Immerhin befand sich hier noch ein aktiver Hafen mit Verladebrücke für die Kreidezüge aus Klein-Leswitz und kurz hinter dem Bahnhof auch noch ein Maschinenbaukombinat (Landmaschinen und Schiffsausrüstung).

 

Dieses Juwel an der Ostsee galt es nun einigermaßen glaubwürdig auf kleinem Raum darzustellen...